Liebe ErnteteilerInnen,

wieder steht mit der nächsten Jahresversammlung ein formaler Abschluss eines Erntejahres vor uns. Rückblickend war es ein besonders spannendes und herausforderndes Jahr – aus verschiedensten Gründen:

Wettermäßig war 2017 ein Jahr der Extreme: ein außergewöhlich kalter Start, dann ein trockener Sommer, der uns am Betrieb vor große Herausforderungen gestellt hat und zuletzt ein milder Winter, wie ich ihn bisher noch nicht erlebt habe. In Bezug auf die Gemüseversorgung war es aus Betriebssicht letztlich ein gutes Jahr. Wir hoffen, dass sich das auch mit euren Wahrnehmungen deckt und sind natürlich auch an Rückmeldungen jeder Art interessiert!!
Manche von euch werden nächstes Jahr nicht mehr dabei sein. Vielleicht ist der Abschied nur ein vorübergehender aus momentan veränderten Lebensumständen heraus, vielleicht gibt es Gründe, die mit der Art unseres Projektes zu tun haben, dann wäre der Betrieb natürlich ganz besonders an einem Feedback interessiert, denn die Grundlage von gela ist ja der Anspruch des gegenseitigen Versorgens und dazu braucht es auch ganz stark die Wahrnehmung des jeweiligen Gegenübers.

Ein herausforderndes Jahr für den Betrieb, für den gela Verein als Ganzes und für mich persönlich war dieses Jahr auch durch das Thema der Betriebsübergabe, das uns während des ganzen Jahres begleitet hat. Eine Neustrukturierung des Betriebes – weg von dem Einzelunternehmertum, wie es bis jetzt formal der Fall war, – hin zu einer mehr gemeinsam getragenen Betriebsführung hat uns schon seit Jahren als Thema begleitet. Durch mein bevorstehendes Ausscheiden aus dem Betrieb war es nun unumgänglich, bzw. ist der Weg dafür frei geworden, für diese Aufgabenstellung eine Lösung zu finden. Ich hab das Vertrauen, dass die nun gefundene Lösung eine gute ist, weil sie eine Weiterentwicklung auf verschiedensten Ebenen ermöglicht. Erstmals haben die Ochsenherz-BetriebsmitarbeiterInnen ihre Betriebsleitung in einem soziokratischen Prozeß gemeinsam gewählt (Monika, Rosi und Wolfgang – herzliche Gratulation dem neuen Leitungsteam auch auf diesem Weg!) und damit gemeinsam die Verantwortung für die betriebliche Strukturierung übernommen. Zugleich wurde festgelegt, dass der gela-Verein als gemeinsamer Verein der ErnteteilerInnen und des Betriebes zukünftiger Rechtsträger des Ochsenherz-Betriebes und damit auch Arbeitgeber der Betriebs-MitarbeiterInnen sein wird. Für den Austausch zu weiteren Details wird ja dann die Jahresversammlung am Sonntag eine gute Gelegenheit bieten…

Für mich ist es auch ein wenig Abschiedsstimmung: sieben Jahre gemeinsamen landwirtschaftens liegen nun hinter uns! Es macht so viel Freude darauf zu blicken, was in diesen sieben Jahren gemeinsamen Tuns gewachsen ist. Das Wagnis und die Ungewissheit der ersten Schritte weg vom „Markt“, die Bewältigung einer herausfordernden Betriebsübersiedlung, das gemeinsame Lernen im Gremium, bei der Gemüseverteilung, … Letztlich macht es mir Mut und gibt Vertrauen, zu sehen was aus gemeinsamem Bemühen entstehen kann. Mein Weg führt mich, wie ich ja schon dargestellt habe, ins Tullnerfeld nach Hasendorf, wo im Umfeld eines Wohnprojektes, gemeinsam mit meiner Partnerin Gundel initiiert, ein neues solidarisches Landwirtschaftsprojekt entstehen darf – SOLAWI Ackerschön.

Was mich vor dem Hintergrund meiner eigenen zukünftigen Tätigkeit freut ist der Umstand, daß wir mit diesen Entwicklungsprozessen auch einer unserer gela-Leitlinien treu bleiben, nämlich uns nicht auf ungebremste Wachstumsprozesse einzulassen, sondern als Zukunftsbild viele eigenständige, überschaubare Wirtschaftsgemeinschaften vor Augen zu haben. Und ich freue mich darauf, in einem freien, kreativen Prozess gemeinsam mit Ouvertura, Ochsenherz, Zauberwabe oder auch anderen Betrieben Wege zu entwickeln, um einer neuen Form des Wirtschaftens weiteren Raum zu geben!

Lieben Dank Euch Allen für all die gemeinsam gemachten und zukünftig noch zu machenden Erfahrungen!

Peter