Hofnachrichten

Woche 31

Liebe Ernteteiler*innen!

Paradeiser sind allseits beliebt, aber ihr Anbau gestaltet sich jedes Jahr als eine kleine Herausforderung.

Ihren Ansprüchen an Wärme, Wasser, Licht und Luft gerecht zu werden hält einen schon auf Trab. Dann noch jede Woche jeder Pflanze eine Privatsitzung für händische Pflege zu reservieren, damit sie den Kopf nicht hängen lassen; ihre Blätter austauschen, wenn sie sie wieder schmutzig gemacht haben; sie des Nachts zudecken, damit sie sich nicht verkühlen… eine Paradeiserkultur im geschützten Anbau könnte gerne einfacher sein.

Warum es sich dann aber doch lohnt, das ist der Geschmack. Aber wovon hängt der Geschmack ab?
Jede Kulturmaßnahme hat Einfluss darauf. Bekommen die Pflanzen mehr Wasser, so sind die Früchte zwar größer und zahlreicher, die Säure und Süße aber werden verdünnt. Bei weniger widerrum schmecken sie hervorragend, liefern jedoch nicht ausreichend Ertrag. Ist das Wetter heiß und sonnig, können die Pflanzen mehr Zucker einlagern. Sobald es in Richtung Herbst kühler und dunkler wird, werden die Früchte hingegen fader. Das hängt zusätzlich noch mit unserer Wahrnehmung des Wetters zusammen. Der bei weitem wichtigste Faktor ist allerdings die Wahl der Sorte, die Genetik also.

Jede Sorte hat ein ganz eigenes Geschmacksprofil. Manche sind süßer, manche saurer. Manche knackig, andere zart-schmelzend. Dicke und dünne Schalen, zäh bis buttrig. Die Farbe spielt auch dazu, kommt sie schließlich von verschiedenen Zelltypen mit eigenem Aufbau. Rot reife Sorten sind recht ausgeglichen, Grüne tendieren ins Saure, Gelbe ins zart-, Violette ins mild-Süße. Soweit meine subjektive Wahrnehmung. Natürlich gibt es dabei dann alle möglichen Mischungen, die am Ende in ganz individuellen Aromen resultieren.

Es gibt hunderte und tausende Sorten, von allen möglichen Institutionen und Privatpersonen über die Zeit gezüchtet. Wie bei so viel Auswahl entscheiden? Bleibt nur, auszuprobieren und sich selber eine Meinung zu bilden. Schließlich geht es am Ende nicht nur um Geschmack und Ertrag, sondern auch Pflanzengesundheit, Wuchsform und schlichtweg persönliche Sympathie spielen eine große Rolle. So gibt es jedes Jahr kleinere oder größere Änderungen an unserer Sortenwahl. Das gilt übrigens für jede unserer Gemüse-Kulturen.

Wodurch die Paradeiser-Palette allerdings nochmals um 3 Stufen bunter wird, sind unsere Bestrebungen, ganz eigene Sorten am Hof zu züchten. In den letzten Jahren haben Luca und ich schon Grundsteine dafür gesetzt und verschiedene, bei uns beliebte Linien gekreuzt. Nach einer Kreuzung entstehen allerlei seltsame und wundersame Fruchtfarben, -formen und -geschmäcker, sowie auch eher kräftigere und manche schwächere Pflanzen. Es ist also ein buntes Mischmasch. Jedes Jahr muss daraus aufs Neue nach den gewünschten Eigenschaften selektiert werden. Noch stehen wir hierbei ziemlich am Anfang, es lassen sich aber schon einige vielversprechende Züchtungslinien herauslesen. Unser Augenmerk liegt hierbei ganz stark auf aromatischen, optisch interessanten, gesunden und wüchsigen Pflanzen. Ein paar Jahre wird es noch dauern, es erwartet uns aber eine bunte Zukunft!

Das Züchten neuer und verbessern alter Sorten ist eine der wichtigsten Säulen der Landwirtschaft. Jahrtausende an intensiver Selektionsarbeit der Menschheit erst haben uns als Zivilisation an den Punkt gebracht, an dem wir heute sind. Epochal, ja.
Aber auch im ganz kleinen Maßstab, dem unserer Kulturen am Hof, lässt sich damit viel erreichen. Nicht jede Sorte ist für jeden Standort geeignet. Mit genug Zeit und Aufmerksamkeit, lässt sich aber für jeden Standort die geeignete Sorte entwickeln. Bei uns im Marchfeld bei unseren heißen und trockenen Sommern auf unserem eher sandigen leichten, aber vereinzelt furchtbar steinigen Boden fühlt sich nicht jede Pflanze wohl. Noch dazu werden diese Bedingungen durch die Klimakrise jedes Jahr ein bisschen extremer. Es braucht schon einige Anpassungen, um unter diesen Bedingungen zu florieren. Mit der richtigen und fortlaufenden Selektion wird jede neue Generation ein Stückchen widerstandsfähiger gegen diese harschen Anforderungen.

Diese Arbeit benötigt viel Zeit und Aufmerksamkeit. Das ist während der Saison oft gar nicht so leicht unterzukriegen, ist doch überall mehr als genug zu tun. Trotzdem möchte ich mich in Zukunft langsam mehr und mehr damit beschäftigen, sodass wir unsere liebsten Gemüse-Sorten noch erfolgreicher anbauen können.

Liebe Grüße vom Hof
Soren

Auch diese Woche gibt es wieder eine kleine Menge Tomatillo. Die Tomatillo schaut aus wie eine grüne Tomate, ist aber tatsächlich eng mit der Physalis verwandt. Besonders gut kann die Tomatilo für die scharfe Küche verwendet werden. Mehr Infos findet ihr unter „Gemüseportraits“ auf unserer Webseite.

Diese Woche gibt es das erste Mal eine kleine Menge Okra. Die Schote zeichnet sich besonders durch ihre besondere Konsistenz und ihren pikant herben Geschmack aus. Eine super Zutat für eine Vielzahl von aussergewöhnlichen Gerichten.

Dank des Neuseeländerspinats, sowie dem Malabarspinat können wir über einen besonders langen Zeitraum eine Art Spinatversorgung sichern. Beide Spinatsorten haben nicht nur ein besonderes Aussehen, sondern bieten vielfältige Geschmackserlebnisse:)