Hofnachrichten

Woche 48

Die Gemüseliste für die freie Entnahme AM NASCHMARKT am Freitag 29.11. von 8:00h bis 17:00h:

GEMÜSE KRÄUTER
genug :
Fenchel
Romanesco
Paprika
Chilli
Rote Rübe/ gelbe rote Rübe
Karfiol
Brokkoli
Chilli/ Pfefferoni
Chinakohl
China Choi
Grünkohl (violett)
Scheerkohl
div. Senfkohle
Kürbis (viel)
schwarzer/lila Rettich
Herbstrübe
Knollensellerie
Karotten
Salat
Löwenzahnsalat
Pastinaken
Petersilwurzel
Tatsoi
Pak Choi
Knoblauch
Zwiebel
Kartoffel
von etlichem einiges:
soll heißen: sucht euch bitte einige
Sorten aus und nehmt von denen eure Portion

Stangensellerie
Kohlrabi
Knollensellerie
Lauch
wenig:
Rucola
Petersilie krause und glatte
Ohne Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit

zum Gemüse: diese Woche neu dabei Romanesca, ein wunderschöne Karfiolart
es gibt viel Brokkoli, Karfiol, Romanesco –> jede Person kann sich 1-2 Stück davon nehmen, vorallem bei den Minibrokkoli gerne zugreifen und
ein bisschen mehr mitnehmen, von den Karotten sind genug vorhanden, wenn menschen gerne größere Mengen haben wollen müssen sie diese vom Hof holen da wir leider nicht genug Platz im Lieferwagen haben um noch mehr mitzugeben!
 


Liebe Mitglieder!
Diese Woche ist nicht wahnsinnig viel Neues am Hof passiert. Ich könnte euch jetzt zum vierten Mal von der Lagerernte berichten (das geht noch die nächsten 2 Wochen so) oder zum dritten Mal, welche Pflanzen dem Frost weichen mussten, aber ich habe mich dafür entschieden, stattdessen über ein Herzensthema von mir zu schreiben.
Feminismus und Landwirtschaft
Nicht unbedingt die erstbeste Assoziation wenn mensch an Landwirtschaft denkt und auch nicht das meist diskutierte Thema in diesen Kreisen.
In meinem ersten und einzigen Semester an der Boku (Universität für Bodenkultur, Agrarwissenschaften) habe ich das Seminar “Frauen in der Landwirtschaft” belegt. Womöglich das einzige Seminar, zumindest im Bachelor, das sich spezifisch mit feministischen Themen in der Landwirtschaft beschäftigt. In dem Jahr stand grad zur Debatte, dass das Seminar aufgrund von fehlendem Interesse eingestellt werden sollte. Und die gähnende Leere des Seminarraums sprach Bände.
Ungefähr so viel Aufmerksamkeit bekommt dieses Thema in der Praxis.
Ich kanns nicht mehr hören!: “Oh, schau ein starker Mann kommt uns zur Hilfe” oder die Frage “Wo ist denn euer Chef..”
Wenn mir noch einmal von jemandem (männlich gelesen*) eine Kiste aus der Hand genommen wird, weil jemensch denkt, ich wäre zu schwach, dann dreh ich durch. Da hat Bettina Wegner schon in den 70er Jahren gute Worte in einem ihrer Lieder gefunden, als ihr ein Mann beim Jacke Ausziehen helfen will: “Das ist mir immer so peinlich, weil ich das doch schon alleine kann! “
Im Gegensatz dazu gibt es ein sehr klar genderverteiltes Ausmaß an kaputten Rücken im Betrieb. Ich kann es fast nicht glauben, dass diese veralteten Glaubenssätze noch immer so tief in uns verankert sind und eigentlich nur die äußersten und sichtbarsten Ausmaße von geschlechterbezogenen Zuschreibungen sind.
Aber hier gehts nicht um mich und auch nicht(nur) um einzelne Mensche, die hier arbeiten, keinen Chef, der Alles falsch macht, da wir kollektiv Entscheidungen treffen und alle gemeinsam mitverantwortlich für das sind, was bei uns am Hof passiert, sondern um ein strukturelles und gesellschaftliches Problem. Was wird wem zugetraut und wie wirkt sich das auf unsere Arbeit, unsere Aufgabenverteilung und unsere Löhne aus.
Dass unsere Löhne ungleichmäßig verteilt sind und einen Gendergap aufweisen, frustriert mich unglaublich. Und auch die Arbeitsbereiche Maschinen und Feinarbeiten sind relativ ungleichmäßig verteilt. Auch ist die Annerkennung für Maschinenarbeiten und schwere körperliche Tätigkeiten größer und wird als komplexer wahrgenommen.
Nur gegen den Kapitalismus kämpfen hilft nicht, wenn das Patriachat dann einen bequemen Platz hat.
Wieso spreche ich dieses Thema gerade jetzt an?
Die letzten Jahre bei Gela Ochsenherz waren schwierig. Es ging um Existenzängste, Geld- und Personalmangel. Keine der Personen am Betrieb hatte Zeit sich mit anderen Themen außer dem laufenden Betrieb und der Sicherstellung eines Weiterbestehens zu beschäftigen. Aber so war das auch schon im spanischen Bürgerkrieg, als sie meinten, zuerst die Revolution und dann löst sich die Frauenfrage von selbst.
Aber das ist falsch. Nichts löst sich von selbst. Gar nichts …
Über Feminismus zu reden ist leicht, sich selbst zu hinterfragen tut immer weh.
(Queer-) Feministische Themen werden nur dann relevant, wenn mensch für diese kämpft. In besagtem Seminarfach habe ich mit einer zweiten Person eine qualitative Studie durchgeführt, in der wir uns die Frage gestellt haben, wie wichtig sind feministische Themen in bereits bestehenden CSAs rund um Wien, und wir sind zum Schluss gekommen: kaum bis gar nicht.
Das ist in Anbetracht der Geschichte der CSAs relativ traurig, denn die ersten wurden von Frauen gegründet. In den 60er Jahren in Japan und den 80ern in den USA. (https://www.mofga.org/Publications/The-Maine-Organic-Farmer-Gardener/Spring-2003/Seikyou)
Aus unserer kleinen Forschung ging hervor, dass es essentiell ist, von vornherein feministische Ansprüche in den Statuten verankert zu haben, und deswegen sind wir bei Ochsenherz gerade dabei einen Entwurf für eine Mitarbeiter*innenvereinbarung zu gestalten und darin werden neben Urlaubsregelung und Arbeitsstruktur auch die feministischen Ansprüche und Zielsetzungen angeführt sein. Was diese Mitarbeiter*innenvereinbarung beeinhalten wird und auf wie viel Widerstand sie trifft, bzw. ob das Geschriebene dann auch umgesetzt wird, wird sich zeigen.
Ich möchte dennoch auf Organisationen und Plattformen aufmerksam machen, die sich schon langjährig mit diesem Thema außeinandersetzen. Vereinigungen wie La via campesina oder die Plattform Woman who farm oder die Frauen*bewegung der Zapatistas. Vielleicht können wir ja auch ein bisschen von ihnen lernen und mitnehmen.
https://www.viacampesina.at/inhalte/frauen/
http://www.womenwhofarm.com/farm-blog/
https://chiapas-support.org/category/zapatista-women/
So soviel heute von mir…
Widerständige Grüße von Julia